Schluss mit der Rohstoffverschwendung im Bau

Seit des EU-Aktionsplans “Closing the Loop” versucht die EU-Kommission eine nachhaltigere Wirtschaft zu etablieren. Insbesondere die Bauindustrie gilt als eine der ressourcenintensivsten. Sie verbraucht etwa 40 % der weltweiten Materialressourcen und produziert dabei rund ein Drittel der gesamten CO2-Emissionen. Für die Umsetzung einer Ressourceneffizienz in der Bauindustrie sind Informationen über die Materialzusammensetzung des Gebäudebestands und der Materialflüsse (z. B. Rohstoffe, Baumaterialien, Abfälle etc.) unabdingbar. Der Schlüssel hin zu einer Kreislaufwirtschaft liegt in der Verfügbarkeit von Informationen über Materialien.

Diese Informationen werden in einem sogenannten Materialpass zusammengetragen. Bisher landeten Materialien am Ende des Lebenszyklus eines Gebäudes als Abfall auf der Deponie. Mit dem Materialpass wird es keinen Müll mehr geben. Der Materialpass gibt Materialien und Produkten eine Identität, ermöglicht deren Werterhaltung oder -erhöhung im Laufe der Zeit. Er schafft ebenso Anreize für Herstellende gesunde, nachhaltige und kreislauffähige Bauprodukte herzustellen.

Den Entwickelnden, Managenden und Architekurschaffenden wird die Auswahl gesunder, nachhaltiger und kreislauffähiger Baumaterialien und den Schritt in die Kreislaufwirtschaft erleichtert. Concular setzt sich dafür ein, dass der Materialpass immer auf neuesten Stand gehalten und während der gesamten Lebensdauer eines Gebäudes aufbewahrt wird. Alle Änderungen in einem Gebäude müssen protokolliert werden. Zusätzlich muss eine stärkere Standardisierung in Gebäuden eingeführt werden. Noch gibt es keine einheitlichen Materialpässe, doch wir wollen den Weg anhand von digitaler Infrastruktur bereiten, um Transparenz für eine intakte Kreislaufwirtschaft im Bausektor zu schaffen.

Was ist ein Materialpass?

Materialpässe sind digitale Datensets, die Informationen über alle Materialien enthalten, die in einem Produkt enthalten sind. Sie beschreiben definierte Eigenschaften und enthalten wichtige Informationen vor allem bezüglich der Rückbau- und Wiederverwendbarkeit von Produkten. Diese Informationen werden bisher kaum von anderen Dokumenten und Zertifizierungen behandelt.

Materialpässe werden in Zukunft ein wichtiges Tool für mehr Zirkularität in der Baubranche sein, sie ermöglichen eine transparente Rückverfolgung aller Bestandteile eines Produktes und die Entstehung eines offenen Marktes an Gebrauchtmaterialien.

“Der Materialpass gibt Materialien und Produkten eine Identität, ermöglicht deren Werterhaltung oder Werterhöhung im Laufe der Zeit”

Materialpässe im Bestand: Einblicke in unsere Praxis

Aktuell gibt es kaum Informationen über den Zustand von Gebäuden. Oft kennt man den Zustand der Materialien erst beim oder kurz vor dem Abbruch. Es gibt viele Informationen zu Gebäuden und Materialien, welche vor allem beim Rückbau wichtig sind und das Wiederverwendungspotenzial bestimmen. Heute gibt es kaum eine Verbindung zwischen Angebot und Nachfrage der Komponenten. Daher muss man sowohl die exakte Lage kennen, als auch den Zeitpunkt, ab dem sie auf dem Markt verfügbar sind. In der Praxis läuft der Prozess bei Concular folgendermaßen ab:

1. Material- bzw. Produktidentifikation

Im ersten Schritt wird die Gebäudeanlage gesichtet und in einem Materialpass festgehalten. Dabei werden alle notwendigen Gebäude- und Materialdaten bestimmt und aufgenommen: Aufmaß, Material- und Produkteigenschaften, Dokumentation und Bewertung von Zustand, Rückbaubarkeit und möglicher Schadstoffbelastung. Zusätzlich kann eine lokale Probenentnahme zur Prüfung der stofflichen Zusammensetzung, Wiederverwendbarkeit und Schadstoffbelastung erfolgen. Erweitert werden kann der Pass durch ein BIM-Modell, EPDs sowie Dokumente und Zertifikate zum Material.

Diese Informationen werden bei Concular in digitalen Produkt- und Materialpässen erfasst, die eine eindeutige Kennziffer mit QR-Code zur Nachverfolgung über den weiteren Lebenszyklus erhalten. Die Materialpässe werden in einem Gebäudepass gespeichert – so wird das Gebäude zum digitalen Materiallager.

2. Ökonomisch-ökologische Materialbewertung

Auf Basis der Material- und Produktdaten lassen sich ökonomische und ökologische Berechnungen (LCC/LCA) vornehmen und Rückschlüsse auf die Wirtschaftlichkeit und ökologischen Sinnhaftigkeit unterschiedlicher Verwertungsmöglichkeiten machen.

Durch die ökonomische Bewertung lässt sich zudem der Materialrestwert zum Rückbaudatum prognostizieren, was einen Gebäuderestwert ergibt, der bei einem werterhaltenden Rückbau potenziell finanziell eingelöst werden kann.

Über die Concular Software wird nach der digitalen Pass-Erstellung eine ökonomische und ökologische Bewertung der Materialien vorgenommen. Dadurch lassen sich die Materialien und Produkte identifizieren, die sich für eine direkte Weitervermittlung besonders eigenen – sowie weitere Verwertungswege aufgezeigt. Dabei legen wir einerseits reale Markt- und Transaktionsdaten zugrunde, die wir seit 2012 mit dem Marktplatz restado.de erheben. Andererseits greifen wir automatisiert auf LCA-Datenbanken zurück, um nach einem gemeinsam mit der RWTH Aachen entwickelten Berechnungsmodell eine Einschätzung des ökologischen Potenzials einer Wiederverwendung oder eines Recyclings zu prüfen.

3. Rückverfolgbarkeit: Trust & Trace

Der dritte, vielleicht entscheidendste Faktor ist die Nachverfolgbarkeit der Bauteile und Baustoffe. Nur wenn wir wissen, welchen Lebenszyklus ein Material durchläuft, Maßnahmen zu Ein- und Rückbau, Transport und Aufbereitung bilanzieren und mit dem Zustand kontinuierlich dokumentieren, können wir nachweisen, ab der wievielten Wiedernutzung das Material seine Graue Energie amortisiert hat und durch die Substitution neuer Baustoffe am Ende klimapositiv wird.

Die Rückverfolgbarkeit löst Concular durch eine Blockchain für Materialpässe, wo alle Informationen von Herstellung bis End-Verwertung verifiziert dokumentiert werden. So können wir immer sagen wo und in welchem Zustand sich ein Material gerade befindet.

 

 

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