Bauen bedeutet Zusammenarbeit. An einem Bauprojekt sind viele verschiedene Agierende beteiligt, die ihre fachlichen Kompetenzen einbringen und sich gegenseitig ergänzen. Angefangen bei Bauherrschenden, Banken, und Investierenden, über die Architekturschaffenden und PlanerInnen, zum Bauunternehmen und den einzelnen Gewerken bzw. handwerklichen Fachkräften oder bis hin zu Ämtern und Prüfenden. Für das Gelingen eines Bauprojektes ist das gute Ineinandergreifen entscheidend. Nicht selten funktioniert das nicht. Dann explodieren Kosten, Dienstleistende werden ausgetauscht und der Bau verzögert sich. Einige Beispiele insbesondere Großprojekte sind uns bekannt.

Diese Aufgabe allein ist schon eine Herausforderung. Hinzu kommt der immer größer werdende Druck auf die Baubranche, ihren ökologischen Fußabdruck zu verbessern. Der Bausektor, welcher für den Großteil des globalen Müllaufkommens, Ressourcenverbrauches und Kohlenstoffdioxid-Ausstoßes verantwortlich ist, muss sich dringend erneuern, um die Klimaziele der EU erreichbar zu machen. Dazu müssen Prozesse, die sich seit Jahrzehnten kaum verändert haben, hinterfragt und neu gedacht werden. Es ist entscheidend, dass dabei alle Agierenden einbezogen werden und wir ökonomische Anreize schaffen, ökologisch zu handeln. Ökonomische Anreize können dabei nicht nur aus Pflichten und Strafen bestehen, sondern müssen auch neue Lösungswege beinhalten, damit bestehende Agierende nicht mit neuen Auflagen alleine gelassen werden.

Während in den letzten Jahren Sanierung und Dämmung als Maßnahmen für den Umweltschutz vorherrschten, so kommen die Themen Ressourceneffizienz, Recycling und Reuse immer stärker in den Mittelpunkt. Geplante Quoten und Nachweise für Müllentsorgung, sowie eine höhere Besteuerung von Neu-Baustoffen sind nur einige Punkte, die sich in den Entwürfen des EU-Circular-Economy-Actions-Plans, des EU-Green-Recovery-Plans sowie geplanter Novellen deutscher Gesetzgebungen im Bereich Kreislaufwirtschaft finden. Sie zwingen uns neue Wege zu finden, insbesondere wie wir mit Material umgehen sollten, welchen wir bereits im Bestand haben, anstatt auf neue Rohstoffe zurückzugreifen.

Während aktuell bei einem Abbruch nichts wieder in einen neuen Gebäude landet, sondern höchstens als Unterboden für Straßen, der Rest auf der Deponie, bieten diese Gebäude viele Schätze, die es zu bergen gilt. Werterhaltender Rückbau im Sinne von Urban Mining ist der neue Abbruch. Aber wohin mit dem Material? Wer kauft es, für welchen Preis und in welchem Zustand?

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Auch auf Seite der Bauprojekte entstehen diese Fragen -nur umgedreht-, wenn es eine Quote zur Wiederverwendung gibt. Und am Ende ist es auch nicht damit getan, dass ein Rückbau und ein Neubau sich finden. Zeitlich und örtlich muss beides zusammenpassen, damit der Materialtausch wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll bleibt. Wird beispielsweise Recycling-Beton über mehr als 100 km transportiert, der Materialtausch wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll bleibt, verliert er seinen Vorteil gegenüber neuem, vor Ort produziertem Beton. Bei der Wiederverwendung von Bauprodukten kommt hinzu, dass der Neubau eine gewisse Qualität, einen bestimmten Materialzustand benötigt. Dazu muss das Material aufbereitet und auf Schadstoffe und Stabilität überprüft werden. Für den gesamten Prozess von Rückbau aus dem Bestand bis zum Einbau im neuen oder umgebauten Gebäude kommen weitere Agierende hinzu, die Hand in Hand arbeiten müssen, um das Material zu bestimmen, zu bergen, zu untersuchen, aufzubereiten, zu lagern und zu transportieren. Es benötigt Fachbetriebe, die sich spezialisieren und es benötigt Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten, um den wachsenden Bedarf dieser wiedergewonnenen Baustoffe einer Wiederverwendung zuzuführen.

„Werterhaltender Rückbau – im Sinne

von Urban Mining – ist der neue Abbruch“

Julius Schäufele – Mitgründer von Concular und Restado

Damit der Prozess für alle Agierenden wirtschaftlich wird und das Material sein Einsparungspotenzial behält und dieses auch sichtbar wird, setzen wir auf eine prozessorientierte und digitale Lösung. Mit Concular entsteht neben Restado eine Plattform, die die Materialströme begleitet und Zusammenarbeit für alle Teilnehmenden einfach und wirtschaftlich macht. Ziel dieser Plattform wird die intelligente Vermittlung von Material sowie ihre Verfolgung vom Rückbau bis zum Einbau in das neue Gebäude sein. Jedes Material durchläuft dabei materialspezifische Stationen von Erfassung, Überprüfung, Rückbau, Aufbereitung, Logistik und Einbau. Der Prozess wird transparent nachvollziehbar für den Kaufenden und integriert Informationen über die Wiederverwendbarkeit und den Einbau des Materials. Dazwischengeschaltete, spezialisierte Dienstleister profitieren von neuen Aufträgen und einem neuen Absatzkanal für Baumaterial.

So können wir gemeinsam zirkuläres Bauen ökologisch und ökonomisch ermöglichen.