In den Nachrichten der letzten Wochen wurden Bilder aufgezeigt, die eigentlich auch bei der letzten Person zeigen müssten: Klimawandel bedeutet Veränderung. Bilder von weißen Skipisten aus Kunstschnee inmitten grüner Landschaften, sowie mit 20,8°C das wärmste Silvester in Deutschland aller Zeiten, zeigen – wir sind mittendrin. Die Folgen des Klimawandels bringen Prozesse mit sich, die wir in der Gänze nicht mehr aufhalten können.

Grund genug, endlich Gas zu geben, um das Schlimmste zu verhindern.

Die Veränderung, die durch den Klimawandel kommt, wird radikal sein. Genauso radikal, dürfen wir uns verändern – vor allem in der Branche, in der es wohl am meisten zählen wird – der Bau- und Immobilienbranche. Mit knapp 40 Prozent der globalen CO2-Emissionen und mehr als 55 Prozent des globalen Abfalls ist unsere Branche der größte Klimakiller.

Circular Construction stellt sich dabei einerseits als ein Weg heraus, messbar zu einer CO2-Einsparung beizutragen, andererseits auch als eine radikale Veränderung, der sich die Branche stellen muss – teilweise auch tut. Doch reicht das aus?

“Wenn ich merke, die Wurzel ist vergammelt, dann muss die Wurzelbehandlung sofort ausgeführt werden, damit der Rest nicht verschimmelt.” – Charlotte Roche

Im Podcast Hotel Matze mit Charlotte Roche “Wie hast du dich befreit?” aus dem Jahr 2019 ging es u.a. um die Radikalität von Charlottes Handeln und Sein. Schon die Einleitung ist perfekt. Es geht um das “sich zumuten” und “sein können wie man ist”. Und um das “Dinge an der Wurzel packen”. Roger Willemsen hat Charlotte einmal attestiert, Dinge immer radikal zu behandeln, also an der Wurzel zu packen (lat. radix = Wurzel). Es geht also nicht um zivilen Ungehorsam, sondern darum, nichts als gegeben anzusehen, sondern alles zu hinterfragen und neu zu denken. Die Welt, wie sie heute ist, funktioniert nicht mehr. Es führt also kein Weg vorbei am radikalen Denken und Handeln.

Genau das ist der Ansatz, den Circular Construction in den letzten Jahren begonnen hat einzuleiten. Das wird 2023 entscheidend sein.

1. Baut keinen Scheiß – Öffentliche Wahrnehmung der Baubranche

Die Relevanz der Bau- und Immobilienwirtschaft für den Klimawandel muss 2023 endlich in den Köpfen der breiten Gesellschaft ankommen. Mobilität, Lebensmittelkonsum und die Textilbranche sind vermeintlich die einzigen wirklichen Hebel. Das stimmt natürlich nicht. Das Bauen und vor allem  die Circular Construction sind ein essentieller Lösungsansatz, um das Ruder rumzureißen. Wird es dieses Jahr vielleicht “Klimakleber” auf Baustellen geben? 

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2. Aus der Ohnmacht in die Selbstwirksamkeit

“Ich würde ja gerne, aber…” Time is up. Jetzt heißt es endlich aus der Ohnmacht, aus der Gleichgültigkeit in die Selbstwirksamkeit zu kommen. Was sind meine Werte? Wofür setze ich meine Kraft ein? Will ich einen Unterschied machen? Der Markt existiert nicht. Menschen existieren und haben die Macht, Dinge zu verändern. Prozesse zu hinterfragen und “zu nerven”. Wir haben in den letzten zwei Jahren viel Aufmerksamkeit von der Energieeffizienz auf die Ressourceneffizienz bringen können. Jetzt heißt es, dranbleiben und umsetzen. 

Auch muss uns bewusst sein, dass ein Projekt ein Anfang ist, wir Circular Construction als eine Entwicklung sehen müssen, die nachhaltig die Branche transformiert – sowohl Projekte, Unternehmen und auch einzelne Jobs. Wir freuen uns auf aktives Netzwerken und sprechen uns gegen Logomania und Greenwashing aus. Wer mit uns arbeitet, darf offen sein und gemeinsam mit uns und unserem Netzwerk wachsen. Ganz nach unserem Motto #togethercircular

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3. Jedes Projekt zählt

Es braucht mehr als ein Pilotprojekt, um für die nachhaltige Transformation der Branche einen Beitrag zu leisten. Der Start ist gemacht, doch wie geht es weiter? Mut, frei zu denken, auszuprobieren, und Mut zum umsetzen. Größere Materialmengen, neue Materialarten und weitere Wege werden genutzt, um zirkuläres Bauen laufend voranzutreiben. Diese Best-Practices ebnen den Weg, um Circular Construction zum Standard zu machen. “Bilder und Räume laden ein, darüber zu reden und zu träumen“, sagt Annabelle von Reutern. Gleichzeitig laden wir ein, zu mehr Transparenz und Ehrlichkeit in der Kommunikation von Projekten. Perfektion ist out – altneu ist das neue Ding. 

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4. Regulatorik please!

Was darf kommen? Gebäuderessourcenpass so wie im Koalitionsvertrag verankert. Hier braucht es eine klare Richtlinie der Bundesregierung, um hier die notwendigen Standards zu etablieren. Hier darf keine Zeit verloren werden. 

In der Zwischenzeit kann die Branche aber auch nicht auf die Politik warten. Weitere Hebel müssen in Bewegung gesetzt werden. Die DIN-Spec Pre-Demolition Audit wird im kommenden Jahr kommen, um Standards für zirkulären Rückbau zu schaffen. Auch die DGNB setzt sich für den Gebäuderessourcenpass gemeinsam mit Branchenexpert:innen ein und auch die neue DGNB Version 2023, die am 1. April veröffentlicht wird, enthält einen starken Fokus auf zirkuläres Bauen.

Zusätzlich findet die MusterUMbauordnung von Architects for Future Beachtung, sowie die Forderungen von GermanZero. Die Gespräche der vergangenen Monate führen entsprechend zu konkreten Standards und Initiativen. Die Umsetzung in der Praxis steht nun großflächig 2023 bevor.

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5. Abriss is over 

Muten Sie sich doch den Bestand mal zu. Neu ist immer besser? Stimmt weder bei zwischenmenschlichen Beziehungen noch bei Gebäuden. Bauen im Bestand wird 2023 entscheidend sein. Repositionierung, Umbau, Umnutzung vor Abriss und Abbruch. Die Branche reagiert auf diese Herausforderung. Die ersten Projektentwickler fokussieren sich rein auf den Bestand und relevante Verbände beschäftigen sich mit dem Thema Redevelopment. Concular hilft dabei, durch Digitalisierung und Erfassung des Bestands das Beste aus Ihrem persönlichen baukulturellen Erbe herauszuholen.

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