Das Forum Königsbrunn in Bayern zeigt eindrucksvoll, wie sich zirkuläres Bauen heute schon in großem Maßstab realisieren lässt. Anstelle eines Abrisses und kompletten Neubaus hat sich die Stadt Königsbrunn für einen anderen Weg entschieden: Der Bestand der ehemaligen Königstherme aus dem Jahr 1985 wird erhalten und um einen modernen Zubau erweitert. So entsteht ein Sanierungsgebäude mit Neubauanteil – ein Kulturforum mit rund 17.200 m² Bruttogrundfläche, das künftig als identitätsstiftender Ort der Begegnung das Herz der Stadt prägen wird.

Architektur und Städtebau

Den Entwurf für das Projekt lieferten Steimle Architekten. Die Architekt:innen gliedern den Neubau in neun klar definierte Baukörper, die sich spannungsreich in die vorhandene Struktur einfügen und zugleich eine starke städtebauliche Wirkung entfalten. Während die Höhen der umliegenden Neubauten aufgenommen werden, schafft die Unterteilung in kleinere Einheiten einen Übergang zur kleinteiligen Wohnbebauung im Norden. Durch die transparente Fassade präsentiert sich das Forum offen und einladend nach allen Seiten und zeigt schon im Stadtraum, dass es ein öffentlicher Ort für alle Bürger:innen ist.

Auftraggeberin des Projekts ist die Stadt Königsbrunn, die das Vorhaben im Rahmen der Städtebauförderung, mit KfW-Mitteln und zusätzlicher Innovationsförderung realisiert. Diese Förderkulisse ermöglichte es, von Anfang an ein konsequent kreislaufgerechtes Planungs- und Baukonzept umzusetzen – ein Ansatz, der das Forum zu einem Vorzeigeprojekt für nachhaltige Architektur in Deutschland macht.

Zirkuläres Bauen in der Praxis

Das Forum Königsbrunn ist ein praktisches Beispiel für die Transformation der Bauwirtschaft. Statt ausschließlich neue Materialien zu verbauen, wurden Bauteile und Baustoffe aus dem Bestand und aus drei Spendergebäuden sorgfältig dokumentiert, geprüft und gezielt in den Entwurf integriert.

Innenperspektive Forum Abgabe

Zu den wiederverwendeten Materialien gehören unter anderem Türen, Garderobenelemente, Fliesen, Treppenstufen und Glasbausteine. Besonders bemerkenswert ist auch die geplante Integration von tragenden Holzkonstruktionen, die nach eingehender Schadstoffprüfung erneut verbaut werden können. Durch diese systematische Materialintegration wird nicht nur der ökologische Fußabdruck des Projekts deutlich reduziert, zugleich ein neues Bewusstsein für den Wert von Ressourcen im Bauwesen.

Das Projekt zeigt damit exemplarisch, wie Materialkreisläufe im Bau nicht nur technisch möglich, sondern auch gestalterisch und wirtschaftlich sinnvoll sind. Kreislaufgerechtes Planen bedeutet hier, dass wiederverwendete Bauteile nicht als nachträgliche Ergänzung verstanden werden, sondern als integraler Bestandteil des architektonischen Entwurfs.

Conculars Rolle im Projekt

Concular begleitet das Forum Königsbrunn von Anfang an – mit dem Ziel, Zirkularität als Planungsprinzip zu verankern und Klimaziele messbar zu machen. Im Rahmen des Projekts wurden die Materialströme digital erfasst und transparent dokumentiert, sodass alle Beteiligten einen klaren Überblick über verfügbare Ressourcen hatten.

Darauf aufbauend konnten Konzepte entwickelt werden, wie die zurückgewonnenen Bauteile sinnvoll in den Neubau integriert werden. Mit Hilfe von Circular Design nach TEC 1.6 wurde sichergestellt, dass die Wiederverwendung von Materialien nicht nur technisch, sondern auch gestalterisch tragfähig ist.

Ein weiterer zentraler Baustein war die Ökobilanzierung (Life Cycle Assessment, LCA) mit CircularLCA. Sie macht die CO₂-Einsparungen durch die Wiederverwendung von Baustoffen transparent und weist den ökologischen Mehrwert des Projekts konkret aus. Zusätzlich wurde ein Gebäuderessourcenpass erstellt, sowohl planungsbegleitend als auch im „as built“-Zustand. Dieser stellt sicher, dass die im Gebäude verbauten Materialien auch in Zukunft dokumentiert, sichtbar und für weitere Nutzung verfügbar bleiben.

Bedeutung für die Bauwende

Mit dem Forum Königsbrunn entsteht nicht nur ein neues Kultur- und Begegnungszentrum, sondern auch ein Beispiel dafür, wie zirkuläres Bauen zum neuen Standard werden kann. Das Projekt zeigt, dass große Bauvorhaben kreislaufgerecht und ressourcenschonend umgesetzt werden können, wenn von Beginn an Zirkularität in die Planung integriert wird.

Die Stadt Königsbrunn, Steimle Architekten und Concular machen damit sichtbar, dass zirkuläres Bauen längst keine Vision mehr ist, sondern eine umsetzbare Praxis mit messbarem Klimanutzen. Das Forum setzt Maßstäbe, an denen sich zukünftige Projekte orientieren können – für Kommunen, Planende und Bauherr:innen gleichermaßen.

 

 

 

 

Fotos: Steimle Architekten BDA/Visualisierung: VIZE architectural rendering