Zirkulär statt linear

Seit der Industrialisierung ist unser Wirtschaftssystem vorwiegend linear ausgerichtet. Dabei spricht man von einem sogenannten “take-make-waste”-Prinzip. Das heißt: Produkte werden mit aus unserer Umwelt entnommenen Ressourcen hergestellt, genutzt und anschließend entsorgt. Dies geschieht meist mit dramatischen Folgen für Umwelt, Mensch und Klima. Der Ressourcenverbrauch steigt trotz der effizienteren Herstellungsverfahren fortwährend an und Treibhausgasemissionen nehmen zu.
Doch mittlerweile sollte klar sein : Unsere Ressourcen sind endlich. Die Klimakrise, der steigende Ressourcenverbrauch und damit die planetaren Grenzen machen deutlich, dass ein schnellstmögliches Umdenken und eine Transformation hin zu einer echten Kreislaufwirtschaft notwendig sind.

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Baubranche als Klimakiller

Die Bauindustrie trägt dabei eine besonders große Verantwortung, denn sie ist die ressourcenintensivste Branche in Deutschland sowie auch weltweit. Mit 40 % ist sie der größte CO2-Emittent und mit 60 % der größte Ressourcenverbraucher. Für etwa die Hälfte des CO2-Ausstoßes ist die sogenannte graue Energie verantwortlich, diese kann durch steigende Ressourceneffizienz bilanziell stark gesenkt werden.

💡Graue Energie = Energie, die bei der Herstellung und dem Transport von Baustoffen und -teilen sowie bei dem Bau und Abriss von Gebäuden notwendig ist und somit für Bestandsbauten bereits aufgewendet wurde. Durch Umnutzung, Wiederverwendung oder auch Recycling kann diese Energie (teilweise) eingespart werden.

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Rohstoffknappheit und Lieferketten

Die Baubranche verbraucht zahlreiche Primärrohstoffe, die schon heute auf eine Knappheit zusteuern. Betrachtet man z.B. den Rohstoff Sand, der u.a. für die Herstellung von Beton benötigt wird, zeichnet sich hier schon seit vielen Jahren ein Mangel ab. Zur Verknappung hinzu bereiten aktuell internationale Lieferketten zunehmend Schwierigkeiten. Unvorhersehbare Ereignisse, wie beispielsweise die Corona Pandemie, haben einen großen Einfluss auf den Import von Materialien. Die Abhängigkeiten in der Baubranche offenbaren aktuell eine Reihe verschiedener Rohstoffmangel. Besonders gut lässt sich dies am Beispiel von Magnesium beobachten, welches fast ausschließlich in China hergestellt, sieht man wie dessen Ausfuhr zur Zeit massiv gedrosselt wird. Dabei ist Magnesium der wichtigste Rohstoff für die Aluminiumproduktion.

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Die 5 Rs der Circular Economy

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Reduce

Die Vermeidung von Abfall ist die unmittelbarste Art, unsere Ressourcen zu schonen. Sie beschreibt alle Maßnahmen, die zur Reduktion von Abfällen sowie negativen Auswirkungen auf Umwelt, Klima und Menschen beitragen. Beispielsweise wird durch zirkuläre Konstruktionen und lösbare Verbindungen ein selektiver Rückbau ermöglicht, der vermeidet, dass wertvolle Ressourcen zu Abfall werden. Auch Umnutzung und Umbau statt Abriss reduzieren die Menge verschwendeter Ressourcen. Concular ist beispielsweise an dem Umbauprojekt des Karstadts am Hermannplatz beteiligt, in welchem u.a. Bauteile für den Umbau wiederverwendet werden.

Mehr zum Projekt Karstadt am Hermannplatz
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Re-Use

Die Wiederverwendung von Bauelementen beschreibt die Verwendung der ausgebauten Bauteile in ihrer ursprünglichen Form und Funktion. Bauteile wiederzuverwenden, vermeidet ihre Beseitigung oder Zerstörung und das Zerlegen der verschiedenen materiellen Komponenten. Somit spart das Wiederverwenden von Bauteilen die Prozessenergie, die für das Recycling und die Herstellung der neuen Produkte notwendig ist und stellt den effizientesten Umgang mit gebrauchten Bauteilen dar. Concular hat sich die 1:1 Wiederverwendung von Bauelementen zum Ziel gesetzt. In zahlreichen Projekten konnten verschiedenste Bauteile einer Wiederverwendung zugeführt werden. Beispielsweise wurden im Projekt des Zille Campus u.a. eine große Anzahl an Fenstern wiederverwendet, wodurch Emissionen und wertvolle Ressourcen eingespart werden konnten.

Mehr zum Projekt Zille Campus
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Repair

Kann ein Bauelement nach dem Ausbau nicht direkt wiederverwendet werden, da es nicht ohne Weiteres in seiner ursprünglichen Funktion genutzt werden kann, kann dieses Produkt repariert werden. Dabei wird der Defekt gezielt repariert, um das Bauteil für die gleichwertige Nachnutzung vorzubereiten. Beispielsweise können die Dichtungsbänder einer Tür ausgetauscht werden.

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Refurbish

Die Wiederaufbereitung von Bauelementen beinhaltet im Gegensatz zur Reparatur den Austausch relevanter Komponenten, die Reinigung und aufwändigere Aufbereitung, um die Gebrauchstauglichkeit sowie das Erscheinungsbild wiederherzustellen. Beim Refurbishment einer Tür würde z.B. zusätzlich das Türblatt aufbereitet oder die Beschläge ausgetauscht werden. Um beispielsweise Leuchten an den heutigen Standard anzupassen, werden Glühbirnen mit im Vergleich effizienteren LEDs ausgetauscht. Concular arbeitet dazu mit Herstellern zusammen, die ihre Produkte wiederaufbereiten, um sie anschließend in neuwertigem Zustand wieder einsetzen zu können. Zum Beispiel konnten durch die Zusammenarbeit mit der Firma Lindner hochwertige Systemtrennwände sowie Doppelbodenplatten aus dem Projekt Behrensbau BLB rückgebaut, aufbereitet und wiederverwendet werden.

Mehr zum Projekt Behrensbau BLB
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Recycle

Recycling beschreibt die Trennung und Aufbereitung der Materialien eines Produktes zu einem gleichwertigen Rezyklat. Wird ein Produkt recycelt, verliert es seine Gestalt und der Prozess der stofflichen Verwertung benötigt oft zusätzliche Energie. In bestimmten Fällen, wenn eine Wiederverwendung nicht möglich ist, ist Recycling eine sinnvolle Alternative. Heute wird Recycling einer Wiederverwendung oft vorgezogen, da Recyclingprozesse in der Praxis etablierter sind. Besonders bei Metallen und PVC ist die stoffliche Verwertung bereits stark verbreitet. Concular unterstützt auch im Falle von Recycling mit Expertise und Know-How und arbeitet mit Recyclingfirmen Hand in Hand, um bspw. Gipskartonplatten oder Kalksandstein zu einem hochwertigen Recyclingprozess zuzuführen.

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Ressourceneffizienz durch Concular

All das macht deutlich, dass Energieeffizienz alleine nicht ausreicht. Anstatt ausschließlich auf Energieeffizienz im Bausektor zu setzen, muss auf Grund von Ressourcenverbrauch, Klimaschutz und globalen Abhängigkeiten dringend auch die Ressourceneffizienz in den Fokus gerückt werden. Diese Entwicklung wird bisher vor allem durch das Recycling geprägt – insbesondere von wertvollen Baustoffen wie Stahl oder Aluminium.

Im Sinne einer Kreislaufwirtschaft sollte das materielle Recycling jedoch immer die letzte Option sein, um eine möglichst nachhaltige Ressourcennutzung zu gewährleisten. Eine Wiederverwendung wird z.B. durch reversible Verbindungen vereinfacht bzw. ermöglicht. Da die Wiederverwendung von Baumaterialien jedoch deutlich emissionsarmer ist, hat sich Concular eine Wiederverwendung in Form einer 1:1-Substitution zum Ziel gesetzt und das erste digitale Ökosystem für zirkuläres Bauen in Deutschland entwickelt. Concular ist seither führend im Bereich der Materialpässe und der Wiederverwendung von Baumaterialien.

Um den Gedanken und das Konzept der Circular Economy sowohl in Unternehmen der Baubranche, als auch Planer:innen und in der Lehre zu vermitteln, sprechen unsere Speaker:innen (Link) auf vielen Events, Panels und halten Vorträgen zur Circular Economy im Bauwesen.

“Der enorme Energie- und Ressourcenverbrauch in der Baubranche macht uns Bauschaffende zu Hauptakteur:innen in der Umsetzung einer lebenswerten und resilient gebauten Umwelt für heutige und für nachfolgende Generationen. Anstatt weiterhin den von Wachstumsideologien geprägten ökonomischen Zwängen zu folgen, bietet sich uns die Chance mithilfe des zirkulären Bauens einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und Emissionen finden.” – Luise von Zimmermann, Product Ownerin bei Concular

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Circularity Partner Programm

Um zusätzlich ein großes Netzwerk zwischen Unternehmen, Büros und Forschungseinrichtungen zu schaffen und die Wirtschaftsweise im Bauwesen gemeinsam zirkulär zu gestalten, hat Concular das sogenannte “Circularity Partner Programm” geschaffen, welchem bereits 45 Partner:innen angehören. Um nachhaltiger zu bauen und Gebäude zirkulär zu errichten und zu betreiben, müssen wir zusammen an einem Strang ziehen. Concular Circularity Partner haben erkannt, dass eine CO2- und ressourcenschonende Bauweise entscheidend ist, um negative Auswirkung auf die Umwelt zu reduzieren – sie machen kreislauffähiges Bauen schon heute möglich.
Mit jedem Circularity Partner entwickeln wir, abgestimmt auf seine Leistungen, einen individuellen Weg, wie er Teil der zirkulären Wertschöpfungskette werden kann.

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